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Einblick in ausgewählte Projekte

aus meiner Zeit am Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie (ZHAW) sowie danach.

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Ökonomische Kosten von Arbeitsstress

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Auftraggeber: Gesundheitsförderung Schweiz (GFCH)

Arbeitsstress ist in der modernen Arbeitswelt ein zentrales Problem, das nicht nur die Gesundheit der Mitarbeitenden, sondern auch die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen beeinträchtigt. Laut der EU-OSHA gehört Stress zu den häufigsten arbeitsbedingten Frankheitsursachen. In der Schweiz ist dies nicht anders: Digitalisierung, Automatisierung und ständige Erreichbarkeit erhöhen das Arbeitstempo und verwischen die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit. Zudem verstärkt der Druck zur Selbstoptimierung, gefördert durch Social Media und Karrierenetzwerke, den Stress. Die Folge sind zunehmende Erschöpfung und gesundheitliche Probleme. Es ist daher entscheidend, Arbeitsstress regelmässig zu messen und gezielt präventive Massnahmen zu ergreifen. Seit 2014 bin ich im Auftrag von GFCH und in Zusammenarbeit mit Arbeitspsychologen der Universität Bern am Job-Stress-Index beteiligt, einem Projekt, das den Arbeitsstress von Mitarbeitenden in der Schweiz erfasst und analysiert. Der Job-Stress-Index liefert wertvolle Einblicke in die Ursachen von Arbeitsstress und hilft, die gesundheitlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen messbar zu machen. Damit bietet das Projekt eine wichtige Grundlage, um die Entwicklungen über die Zeit zu verfolgen und gezielte Massnahmen zur Stressbewältigung zu entwickeln. Als ökonomischer Analyst im Projekt konzentriere ich mich auf die Analyse der wirtschaftlichen Auswirkungen von Arbeitsstress. Es ist entscheidend, die Kosten von Stress für Unternehmen zu verstehen, um gezielte präventive Massnahmen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) umzusetzen. Arbeitsstress führt zu gesundheitlichen Problemen, die sich in Produktivitätsverlusten, Fehlzeiten und erhöhter Fluktuation niederschlagen – alles Faktoren, die die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens erheblich beeinträchtigen können. Der Job-Stress-Index quantifiziert diese Auswirkungen und schätzt das ökonomische Potenzial, das durch die Reduktion von Arbeitsstress realisiert werden kann. So wird der Wert von Investitionen in die Gesundheit der Mitarbeitenden klar und greifbar. Für detaillierte Resultate verweise ich an dieser Stelle gerne auf die Homepage von GFCH. An dieser Stelle möchte ich auch das allen Unternehmen zugängliche Job-Stress-Analysis-Tool Friendly Work Space (FWS) hervorheben, das aus dem Job-Stress-Index-Projekt entstanden ist. Das FWS-Tool ist ein wissenschaftlich validiertes Befragungsinstrument, das Unternehmen dabei unterstützt, die Belastungen, Ressourcen und das Befinden ihrer Mitarbeitenden zu erfassen. Auf dieser Grundlage können gezielte Massnahmen zur Stressbeseitigung und -bewältigung entwickelt werden. Dabei stehen den Unternehmen auch ausgebildete FWS-Tool-Berater zur Seite, die sie in diesem Prozess professionell begleiten. Das Job-Stress-Index-Projekt ist nicht nur ein bedeutender Beitrag zur Gesundheitsförderung, sondern auch ein entscheidender Schritt hin zu einer nachhaltigeren und leistungsfähigeren Arbeitswelt. Als ökonomischer Analyst bin ich besonders begeistert von der Chance, aufzuzeigen, wie Investitionen in die Gesundheit der Mitarbeitenden nicht nur das Wohlbefinden fördern, sondern auch messbare wirtschaftliche Vorteile für Unternehmen mit sich bringen – eine Perspektive, die immer relevanter wird. Projektpartner: Institut für Arbeitspsychologie der Universität Bern, Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie der ZHAW.

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Kosten-Wirksamkeit des Sturzpräventionsprogramms "Sicher durch den Alltag" für Seniorinnen und Senioren

Auftraggeber: Rheumaliga Schweiz

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Jährlich erleiden mehr als 88.000 Seniorinnen und Senioren in der Schweiz Stürze mit medizinischen Folgen – die Hälfte davon in den eigenen vier Wänden. Die Auswirkungen sind oft gravierend: Rund 40 % der Stürze erfordern eine stationäre Behandlung. Neben chronischen Schmerzen und erhöhtem Pflegebedarf führt der Sturz häufig zu einer Angst vor weiteren Unfällen, die die Mobilität einschränkt und den Teufelskreis von Muskelabbau und erhöhtem Sturzrisiko weiter verstärkt. Hier setzt das Sturzpräventionsprogramm der Rheumaliga Schweiz an – ein, wie unsere Studie zeigte, wirksames Instrument, um sowohl das Wohl älterer Menschen zu schützen als auch das Gesundheitssystem zu entlasten. Das 2011 ins Leben gerufene und ab 2015 landesweit eingeführte Programm «Sicher durch den Alltag» umfasst einen 60- bis 90-minütigen Hausbesuch durch speziell geschulte Physio- oder Ergotherapeuten. Diese erfassen das individuelle Sturzrisiko und beseitigen Stolperfallen wie lose Teppiche. Darüber hinaus empfehlen sie Anpassungen wie Haltegriffe, bessere Beleuchtung oder eine augenärztliche Untersuchung. Zudem erhalten die Teilnehmenden gezielte Übungen zur Verbesserung von Gleichgewicht und Kraft, um zukünftige Stürze zu vermeiden. Zwischen 2016 und 2020 haben wir das Programm wissenschaftlich begleitet und evaluiert – mit beeindruckenden Ergebnissen: Ein Jahr nach dem Hausbesuch war die Sturzrate der Teilnehmenden um 24 % gesenkt. In meiner Analyse zur Kosten-Wirksamkeit zeigte sich, dass 48 % der Stürze, die medizinische Behandlung erfordert hätten, verhindert werden konnten. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das, dass bereits zwölf Hausbesuche ausreichen, um einen schweren Sturz mit medizinischen Folgen zu verhindern. Da 40 % der Stürze eine stationäre Behandlung notwendig machten, ist es umso erfreulicher, dass diese Intervention auch solche schwerwiegenden Unfälle verhindern konnte. Darüber hinaus ergab die Berechnung der Behandlungskosten eine Einsparung von 388 Franken pro Teilnehmenden (95%-KI 228; 504 Franken). Das Sturzpräventionsprogramm wird von mehreren Krankenversicherungen unterstützt, darunter CSS, Sanitas, Swica, Concordia, Atupri und Helsana. Je nach Zusatzversicherung werden die Kosten für den Hausbesuch teilweise oder vollständig übernommen. Ohne entsprechende Versicherung beträgt die Teilnahmegebühr 500 Franken. Projektpartner: Institut für Physiotherapie der ZHAW.

Rätsel

NEXpro: Effektive und kostensparende Intervention gegen Nackenschmerzen am Arbeitsplatz

komplizierte Puzzle

Auftraggeber: Auf eigene Initiative mit Daten aus einem früheren SNF Projekt

Nackenschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, das sowohl die Lebensqualität als auch die Arbeitsproduktivität erheblich beeinträchtigen kann. Wir analysierten Kosten und Nutzen der 12-wöchigen multifaktoriellen Intervention am Arbeitsplatz NEXpro, die Nackenübungen, Gesundheitsworkshops und ergonomische Anpassungen umfasste. Die Datenerhebung fand mittels einer stepped-wedge cluster-randomisierten Studie statt, mit welcher über 15 Monate hinweg Daten zur Lebensqualität (QALYs) sowie zu den direkten und indirekten Kosten der Intervention erhoben wurden. Teigenommen haben 120 Büroangestellte im Alter von 18 bis 65 Jahren mit und ohne Nackenschmerzen aus zwei Unternehmen in den Kantonen Zürich und Aargau. Die Analyse erfolgte aus der Perspektive der Arbeitgeber und berücksichtigte insbesondere Produktivitätsverluste durch Nackenschmerzen. Die Ergebnisse zeigen eine signifikante Verbesserung der Lebensqualität und eine 88-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass die Massnahme bereits nach drei Monaten, also zum Ende der Intervention, kostensparend ist. Konkret wurden die Interventionskosten pro Teilnehmer (CHF 770.5) bereits nach drei Monaten und einer Woche durch Produktivitätsgewinne vollständig ausgeglichen. Ein Jahr nach der Intervention belaufen sich die geschätzten Einsparungen auf CHF 2.829.5 pro Teilnehmer, was einem Return-on-Investment (ROI) von CHF 3.67 pro investiertem Franken entspricht. Diese Erkenntnisse belegen, dass die Intervention eine effektive und wirtschaftlich sinnvolle Massnahme zur Förderung der Gesundheit und Produktivität von Mitarbeitenden darstellt – mit direktem Nutzen für Unternehmen, Beschäftigte und das Gesundheitssystem durch geringere Kosten infolge von Nackenschmerzen. Hintergrund: Die für unsere Studie verwendeten Daten wurden im Rahmen des SNF-Projekts 182369 erhoben, dessen Ziel es war, die Wirksamkeit der in Australien validierten Intervention NEXpro im Schweizer Kontext zu testen. Projektpartner: Institut für Public Health und Physiotherapie der ZHAW.

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Effizienzpotenzial im Schweizer Gesundheitssystem

Auftraggeber: Bundesamt für Gesundheit

Bericht:

In der Schweiz werden jährlich rund 80 Milliarden Franken für das Gesundheitswesen ausgegeben – das entspricht fast 10'000 Franken pro Einwohner. Besonders die Ausgaben in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) steigen seit Jahren stärker als die Gesamtwirtschaft. Der Bundesrat hat Massnahmen ergriffen, um das Wachstum der Gesundheitskosten zu bremsen. Dazu sollen verbindliche Zielvereinbarungen zwischen Bund, Kantonen, Krankenversicherern und Leistungserbringern getroffen werden, um Ineffizienzen im System zu beseitigen. Für diese Zielvereinbarungen ist es entscheidend, genaue Kenntnisse über bestehende Ineffizienzen zu haben. Bisher existierte nur eine grobe Schätzung von 20%. Doch eine fundierte wissenschaftliche Analyse fehlte. In Zusammenarbeit mit Forschern von INFRAS haben wir im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit das Effizienzpotenzial bei den KVG-pflichtigen Leistungen berechnet – also denjenigen, die von der OKP mitfinanziert werden. Effizienzpotenzial bedeutet, dass eine Leistung ohne Qualitätsverlust günstiger erbracht werden könnte. Ineffizienzen entstehen entweder durch zu hohe Mengen (z.B. unnötige medizinische Eingriffe) oder durch zu hohe Preise (z.B. ineffiziente Strukturen bei den Leistungserbringern). Wir haben acht Kategorien von Ineffizienzen identifiziert und konnten 6 quantifizieren. Wo liegt das grösste Effizienzpotenzial? Wir schätzen das gesamte Effizienzpotenzial auf 7,1 bis 8,4 Milliarden Franken, was 16% bis 19% der KVG-pflichtigen Leistungen entspricht. Pro Kopf wären das jährliche Ersparnisse von 855 bis 1'012 CHF. Die größten Effizienzpotenziale finden sich in der stationären Akutsomatik (2,07 bis 2,21 Milliarden Franken) und den ambulanten ärztlichen Leistungen (1,46 bis 1,60 Milliarden Franken), die zusammen mit verschreibungspflichtigen Medikamenten und spitalambulanten Behandlungen drei Viertel des gesamten Potenzials ausmachen. Am höchsten im Verhältnis zu den Kosten je Leistungsbereich liegen die Effizienzpotenziale in der ambulanten Radiologie (18,1% bis 48,2%), der stationären Psychiatrie (25,5% bis 26,1%), der spitalambulanten Akutsomatik (20,7% bis 22,6%) und den ambulanten Laboranalysen (18,1% bis 22,2%). Unsere Schätzungen sind mit einiger Unsicherheit behaftet. Zum einen waren aufgrund lückenhafter Datenlage nicht für alle Kategorien von Ineffizienzen und Leistungsbereiche Schätzungen möglich. Zum anderen mussten für die Schätzungen teilweise Annahmen getroffen oder Ergebnisse aus ausländischen Studien auf die Schweiz übertragen werden. In solchen Fällen trafen wir jedoch immer konservative Annahmen. Beides führt tendenziell zu einer Unterschätzung des tatsächlichen Effizienzpotenzials. Vor diesem Hintergrund erscheint die grobe Schätzung von 20% ziemlich plausibel. Schlussfolgerung: Unser Ansatz zeigt ein erhebliches Sparpotenzial im Schweizer Gesundheitswesen auf. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass die 20% nur das theoretische Sparpotenzial darstellen und nicht zwangsläufig realisiert werden können. Auch in einem sehr effizienten System wird es immer gewisse Ineffizienzen geben. [Auszug meinem ZHAW-Blogbeitrag] Projektpartner: INFRAS

Holz Puzzle

Gesundheitsökonomie

   BeyondHealth

Beatrice Brunner, Dr. oec.
Erlenbach ZH, Schweiz

BBeyondHealth Beatrice Brunner

Beatrice Brunner, Auftragsstudien, Quantitative Analysen
Gesundheitsökonomie

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